Turnfahrt Seelisberg

Gepostet am: Jul 22, 2016 2:26:26 PM

Nach zwei unvergesslichen Tagen im Urnerland kannst du einige Schnappschüsse geniessen. Vielen Dank an Magrit, Rita und Renate fürs Organisieren!

Der graue, wolkenverhangene Himmel an diesem Samstagmorgen trübt in keiner Weise die erwartungsvolle Vorfreude der 39 Turnerinnen, die sich schon um 7:15h am Bahnhof Uetikon für die Turnfahrt eingefunden haben. Niemand hat sich abgemeldet und alle Wanderfrauen sind pünktlich zur Abfahrt auf dem Perron versammelt, ausgerüstet mit bunten Regenjacken, kleinen und grösseren Rucksäcken und dem Schirm griffbereit. Ich bin das erste Mal dabei, voller Erwartung und gefühlsmässig zurückversetzt in Erinnerungen an die Schulreisen vor gut 40 Jahren. Ich weiss noch nicht, dass ich diesen Bericht als Neuling verfassen soll, zusammen mit Claudia, einer neuen Turnerin aus der Nachmittagsgruppe.

Die S7 verschluckt die Schar und bringt uns ohne jegliche Verspätung zum HB . Dort ist ein Abteil reserviert im Zug nach Luzern. Ich habe schon die ersten Bekanntschaften gemacht und weiss aber, dass ich die Namen der neuen Gesichter aus der Nachmittagsgruppe/Abendgruppe noch etliche Male werde erfragen müssen. Dem nötigen Gehirntraining wird beim wöchentlichen Turnen weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Es gibt immerhin einige Margriten und Ursis, auch Vrenis, Heidis und Renaten und 3 Gaby/is... aber nur eine Liselotte, Ida, Elfi, Sandra.

Auf der Fahrt nach Luzern sind wir unter uns. Der Wagen ist dementsprechend gefüllt mit lebhaftem Geplauder und Gelächter. Die Stimmung ist gut, die blauen Löcher zwischen den Wolken über dem Vierwaldstättersee versprechen auch „es bitzeli Sunnä“. Auf dem Raddampfer „Uri“, mit Baujahr 1901 der älteste seiner Gattung in der Schweiz, ist der mit Malereien und Holzschnitzereien reich verzierte Salon für uns weiss gedeckt und Kafi und Gipfeli schon bereit. Viele von uns Frauen halten den eindrücklichen, offenen Maschinenraum auf Fotos fest. Beim Kaffee erfahre ich, dass ich den Turn-Bericht schreiben soll. Mein anfängliches Zögern verschwindet schnell, als mir Rita sagt, dass mich Gabi dabei unterstützen wird. Elfi drückt uns ein kleines, selbst gebundenes Blöckli in die Hand, verziehrt mit Motiven der Reise und sofort ist es vorbei mit der Musse. Notizen und Fotos sollen ja die Turnfahrt dokumentieren für uns und spätere Generationen.

In Treib, der Talstation der Standseilbahn nach Seelisberg, verlassen wir den Raddampfer und steigen um in die Treib-Seelisberg Bahn, die ihr 100 jähriges Bestehen feiert. Herrlicher Ausblick auf den Urnersee erwartet uns auf der Fahrt nach oben. Die Weitsicht auf die Berge muss man sich vor dem inneren Auge vorstellen, da Wolken und graue Schleier die Sicht trüben. Die Stimmung in der Gruppe ist jedoch umso ausgelassener und die Hoffnung auf eine regenfreie Wanderung, dem Förstertrail entlang, voll da.

Der Weg zum Hotel Bellevue ist nicht weit. Viel Zeit, um uns gemütlich im Zimmer niederzulassen bleibt keine. Die grossen Rucksäcke werden entlastet und nur mit dem Pick-nick gefüllt. Vor dem Hotel besammeln wir uns mit Schirm und Charme und Tagesrucksack für die Wanderung, eine Gruppe entlang dem Förstertrail, die andere zum See. Regentropfen begleiten uns, aber einmal draussen und gut eingepackt, vermag das Nieseln unsere Laune nicht zu stören. Wir beiden Schreiberinnen entscheiden uns für den Trail; das ist eine Rundwanderung um den Hügel oberhalb von Seelisberg. Eine farbige Kolonne von wettererprobten Ausflüglerinnen bewegt sich im Zick-Zack aufwärts und verschönert die grünen Matten und Waldlichtungen.

Unbekannte Orchideen und balzende Weinberg-Schnecken werfen verschiedene Fragen auf, welche, dank dem sofortigen Griff zum Handy (Renate und Margrit) und den gefundenen Wikipedia-Informationen, erfolgreich oder weniger erfolgreich beantwortet werden können. Aussichtspunkte erlauben ein paar Mal den Blick in die Tiefe; auf den Vierwaldstätter-See (450m ü. M.), auf das Dorf Seelisberg (780m ü. M.) und in die wolkenverhangenen Berge. Unser Ziel ist ein Aussichtspunkt auf über 1000m Höhe. Vorher aber machen wir Halt für unser Pick-nick.

Rita knabbert an trockenen Darvidas, während Trudi und Käthi aus verschiedenen „Trückli“ ihre Brötchen mit saftigen Tomaten und Käse oder Trockenfleisch belegen. Die zwei Messer aus Finnland sind im Einsatz und wecken Erinnerungen an eine gemeinsame Reise in den Norden. So verschieden farbig wie die Frauen in der Gruppe, so verschieden sind die Leckereien aus dem Rucksack.

Der Trail ist sehr abwechlungsreich. Er führt uns einmal auf breiten dann wieder auf schmalen Pfaden über Steine und Wurzeln durch Wiesen, Waldstücke, Lichtungen, an Abhängen entlang zum höchsten Punkt. Verlieren können wir uns nicht. Farbige Punkte von Schirmen und Jacken und das rege Geplauder weisen uns den Weg. Nachdem wir wieder unten im Dorf angekommen sind, beschliesst eine kleine Gruppe mit Heidi, Elfi, Ursi, Gabi und und und ......noch einen Abstecher an den See zu machen. Nur 20 Minuten hin und 20 Minuten zurück in strömendem Regen, doch die Neugier und der Entdeckungsdrang siegen. Das hat jedoch gereicht für nasse Füsse und Hosen, ohne im See gebadet zu haben. Nur der Kaffee am Kiosk hat die Wettererprobten für den kurzen Regentrip entschädigt, oder nicht??????

Zufrieden erreichen alle das Hotel, wo bald auf Verlangen in allen Zimmern ein Duschtuch und das nötige Licht vorgefunden werden. Durchs Buschtelefon haben wir gehört, dass die Gruppe, die den See vor uns gesucht hat, froh war um die Wegbeschreibung von Gülle ausführenden Bauern. Auf dem Rückweg wurde noch posiert für ein Foto mit zwei mitwandernden jungen Männern. Den Weg zum Apero haben wir mit frischen Kleidern und trockenen Schuhen unter die Füsse genommen und uns redlich verdient. Hans Aschwanden, ein innovativer Seelisberger Käser, hat uns begeistert ein Nischenprodukt präsentiert, das sich gut vermarkten lässt: den Käse aus Rohmilch. Nach den witzigen, interessanten Ausführungen im schönen Urner Dialekt mit Bildern können wir reichlich von seinem Käse probieren und uns ein Gläschen Weisswein genehmigen. Die Migros ist unter anderen ein Abnehmer seiner Produkte. Im Käseladen des Hofes decken sich die Käseliebhaberinnen mit „miudän und wirzigän Mutschlis“ ein. Da denkt noch keine daran, dass auch diese Mitbringsel im Rucksack heimgetragen werden müssen. Ein bisschen durchfroren kehren wir zum Hotel zurück. Die Sicht ist getrübt, dichter Nebel über dem See und um die Berge.

Fürs Nachtessen ist ein Stübli für uns Uetiker Turnfrauen reserviert und die Tische weiss gedeckt. Pünktlich und hungrig sitzen bald alle Teilnehmerinnen und unterhalten sich nach wie vor lebhaft. Ein vom Chef des Bellevue persönlich spendierter Apero gibt Anlass für den ersten Trinkspruch des Abends. Der Raum ist gefüllt mit Stimmengewirr. Auch der leckere Salat, der Kartoffelgratin mit Braten und Gemüse vermag die Lautstärke im Raum nicht zu senken. Aber das habe ich erst gemerkt nach einer kurzen Auszeit im WC. Es herrscht eine tolle Stimmung. Ich merke auch, dass viele unter uns langjährige Beziehungen pflegen und immer viel zu erzählen haben. Ein grosser TV Bildschirm lockt einige in den Vorraum zum dramatischen Deutschland-Italien Viertelfinalspiel der Euro 2016. Die Jasserinnen haben freie Tische gefunden, um ihrem Hobby zu frönen. Es ist 24h bis es ruhig wird im Hotel; von draussen begleiten uns die Kuhglocken in den Schlaf.

Heller Sonnenschein am Sonntagmorgen und die frische Luft verzaubern die Gegend, und die klare Sicht auf See und Berge entschädigt uns für den wettermässig grauen Samstag. Ein gemeinsames Frühstück im sonnendurchfluteten Stübli stärkt uns für die Wanderung am Urnersee. Tschüss Bellevue und Seelisberg. Wir sind um viele Eindrücke reicher und...kommen wieder.

Mit der Geburtstagsbahn fahren wir hinunter zum See. Auf dem Schiff nach Flüelen machen wir es uns bequem. Zusette, Cecile und ich haben für einen Aufpreis das Oberdeck gewählt, nicht dass wir uns von der Gruppe absetzen wollen, sondern weil dieses einfach leer ist und ich eine Foto von oben machen möchte. Der Wanderweg, ein Stück Weg der Schweiz durch das Aufschüttungsgebiet im Reussdelta, ist sehr beeindruckend: lieblich, vielfältig, topfeben, rollstuhlgängig, familienfreundlich, vogel- und pflanzengerecht, hundefreundlich, einladend für Badegäste, Velofahrer, Wanderer, Naturfreunde, Schwemmholzsammler und normale Spaziergänger.

Wir haben genug Zeit, an diesem Ort mit der Badeinsel Loreley ein bisschen zu verweilen. Man stäkt sich bei Fischknusperli oder Frühlingsrollen im Restaurant oder beim Pick-nick am Wasser, wo sich Renate W. und Gaby E. mutig zum Schwimmen aufmachen. Vom Rastplatz nach Bauen wandern wir bei Sonnenschein abwechslungsweise der Teerstrasse entlang und durch längere und kürzere Tunnels.

Mit zunehmend müden Beinen und schwerer werdenden Mutschlis im Rucksack erreichen wir Bauen. Im Garten vom Restaurant geniessen wir ein Glace oder sonst eine Erfrischung. Dazu bleibt uns fast eine Stunde. Die beiden Gaby/is geniessen noch eine Abkühlung im See. Das gebrannte Wässerli von Ursi trägt dazu bei, dass die Wärme nach dem kalten Bad schnell wieder in den Körper zurückkehrt. Die Schifflände ist in unmittelbarer Nähe, was uns sehr gelegen kommt.

Aufregung vor dem Einsteigen ins Schiff!! Wem gehört der verlassene Rucksack am Steg? Gerade noch rechtzeitig für die Abfahrt taucht Monika nichtsahnend vom Strand auf, wo sie die Füsse gekühlt hat. Auch auf dem Schiff nach Brunnen geniessen wir noch einmal die imposante Kulisse rund um den Urnersee. Ein Spaziergang durch Brunnen endet beim Bahnhof, wo wir die SBB bestegen und via Zug und Zürich nach Uetikon fahren. In die Ecke am Fenster gesunken, sinniert Gabi dem Erlebten nach und ist dankbar für die Fülle an Eindrücken, die ihr diese 2 Tage beschert haben mit unternehmungslustigen und fröhlichen Uetiker Frauen. Einige von uns wurden an diesem Sonntagabend von ihren Partnern freudig empfangen.

Claudia Oggenfuss / Gabi Schoch

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